Musik - Konden-Fest Erlebnisbericht
Fest
in Sangbarala 3.1.2007: Tanz der Masken Konden und Balanin
Schauplatz: Guinea-Conakry, Westafrika.
Im Landesinneren, 600km von Conakry der Landeshauptstadt an der Atlantikküste entfernt, liegt Kouroussa inmitten einer relativ flachen, steppenartigen Gras- und Buschlandschaft. Kouroussa ist der Hauptort der gleichnamigen Präfektur, die hauptsächlich von Malinke bevölkert ist. Zirka zehn Kilometer von Kouroussa in Richtung Kankan liegt am Ufer des jungen Niger das Dorf Sangbarala. Dieses Dorf ist der Geburtsort des Trommelmeisters Famoudou Konaté und somit auch Heimatdorf all seiner Familienmitglieder, die allesamt ihr Leben dem Erhalt der traditionellen Malinke Musikkultur gewidmet haben. Grund meines Besuches in dieser Region ist die abermalige Teilnahme an einem internationalen Djembe Workshop bei Billy Nankouma, einem Sohn Famoudou Konates.
Diesen Mittwoch soll das Konden-Fest in Sangbarala gefeiert werden. In erwartungsvoller
Vorfreude ziehen Jens und ich nach dem Morgenessen schon mal zu Fuss los.
Wir haben unseren Bus gestern noch mit demontiertem Motor in Kouroussa stehen
sehen und glauben Billy noch nicht recht, dass er es schafft ein Fahrzeug
her zu kriegen, das uns auf 13 Uhr nach Sangbarala bringt. Die Erfahrung
zeigt, dass in Afrika alles etwa ein bis drei Stunden später erfolgt, als
angekündigt... Uns wurde mitgeteilt, dass in Sangbarala dieses Konden-Fest
noch 'heilig' ist, sprich traditionell gefeiert wird. Dass unsere und auch
andere Gruppen von Weissen mit dabei sein dürfen, ist an sich schon eine
Ausnahme, so dass ein Film-, Foto- und Musikaufnahme-Verbot problemlos akzeptiert
wird. Hauptsache wir können ihn sehen, den echten Konden! Trotzdem schleppe
ich die ganze Ausrüstung mit, denn einerseits gibt es ja nicht nur das Fest
zu fotografieren und andererseits glaube ich Dinge vor allem dann, wenn
ich sie sehe. Mir scheint dieses Verbot doch eher ein Gerücht zu sein, zumal
ich die Maske in Conakry schon einige Male tanzen gesehen habe. Aber eben:
Das hier ist 'au village' , echtes, authentisches gelebtes Brauchtum der
Malinke – Das könnte schon anders sein, als in der multikulturellen Hauptstadt
Conakry.
Etwa
nach einer Stunde marschieren hält ein hupender Kleinbus neben uns auf der
Strasse. Es ist der Fahrer von Famoudou Konates Workshopteilnehmern, die
zur Zeit in Sangbarala wohnen. Die anderen Leute unserer Gruppe sitzen bereits
im Wagen. Dankbar nehmen wir das Angebot an und steigen ein. Zu Fuss hätte
der weitere Weg nach Sangbarala noch eine weitere Stunde beansprucht. Zehn
Kilometer nach Kouroussa biegt eine sandige Piste von der Hauptstrasse nach
rechts ab. Sie führt uns direkt an das Ufer des Niger, wo wir das Auto stehen
lassen müssen. Direkt auf der anderen Seite des Flusses führt ein schmaler
Weg ins Dorf. Nach dem Übersetzen mit einer von Hand gestakten Piroge treffen
wir noch Kristin und Nadine, die letzte Nacht hier anstatt im Hotel in Kouroussa
geschlafen haben. Gespannt lauschen wir alle der weit weg ertönenden Konden-Melodie.
Niemand weiss genau, wann es denn losgehen soll, der Ort im Dorf ist wahrscheinlich der grosse Platz, 'Bara' genannt. Es hat auch auffallend wenig Betrieb unten am Fluss und irgendwie liegt so eine erwartungsvolle Spannung in der Luft. Wir versammeln uns beim grossen Baum am Fluss, um noch die Erlebnisse der letzten Nacht von den beiden Frauen zu erfahren. Die mir eigene Ungeduld und auch die Erfahrung vormaliger Besuche im Dorf Sangbarala veranlassen mich jedoch bald dazu, auf eigene Faust loszuziehen: Ich möchte der Melodie folgen und die Musiker finden. Ich kenne diesen Rhythmus und weiss, dass er mit Holzstöcken auf einer Art Holzlöffel, auch 'Kodo' genannt, gespielt wird. Diese Holzlöffel sind unterschiedlich gross und haben deshalb auch unterschiedliche Tonhöhen. Dies ergibt konkret eine dreistimmige Melodie, wobei die Hauptstimme noch verschiedene Variationen spielt.
Als ich zwischen runden
Hütten mit Schilfdächern hindurch zum Dorfplatz komme, ist dieser bereits
von vielen Stühlen und Bänken umringt.
Laufend bringen Leute weitere Sitzgelegenheiten zum Platz. Da es aber offensichtlich
noch nicht losgegangen ist, versuche ich weiterhin, die Kodo-Spieler ausfindig
zu machen. Ich folge einem Weg, den ich noch nicht kenne, und der etwa in
die Richtung der ertönenden Melodie führt. Das Dorf ist gewachsen seit meinem
letzten Besuch. Ausserhalb des ehemaligen Dorfzauns hat es neue Hütten gegeben.
Dort sitzen deren Bewohner unter einem Mangobaum, grüssen freundlich und
winken mich zu sich. Nach der Begrüssung mit meinen wenigen Kenntnissen
der Malinkesprache begrüsst man sich nochmals auf französisch und kommt
ins Gespräch: Das Konden-Fest geht um 14 Uhr los und die Kodo-Spieler sind
Kinder, die rund ums Dorf ziehen, um dies akustisch anzukündigen. Ausserdem
sei es heute am Festtag den Frauen verboten, am Fluss Wäsche zu waschen.
Deshalb hat es also so wenig Betrieb unten am Fluss!
Ich beschliesse, die Kodo-Spieler ziehen zu lassen, und sehe mir noch etwas die Landschaft zwischen dem Dorfende und dem Niger an. Es gibt viele sandige Wege durch die steppenartige Landschaft. Zwischen umzäunten Feldern für Gemüseanbau sieht man Rinder und Ziegen umherziehen und weiden. Auf den Zäunen, welche aus eingegrabenen, aufgestellten Holzstämmen und Ästen bestehen, wachsen zum Teil kleine Kürbisse. Bäume und Sträucher mit verschiedensten Fruchtständen treffe ich auch an. In der Nähe des Flussufers fertigen einige Männer Mauersteine an. Diese werden direkt aus dem lehmigen Boden gestochen und an der Sonne getrocknet. So können sie anschliessend zu einem Kubus aufgebaut werden, in dessen Inneren dann ein Feuer entfacht wird, um den ganzen Haufen Steine zu brennen. Mit Lehm verputzt baut man mit diesen Steinen die Grundmauern der Rundhäuser, die zusammen mit dem Schilfdach eine angenehm klimatisierte Behausung ergeben.
An einem Schlammloch vorbei, das den Tieren als Tränke dient, wandere ich wieder zurück ins Dorf. Der Ruf der Konden-Melodie ertönt immer noch von irgendwo her. Am Dorfplatz haben schon einige Zuschauer Platz genommen. Ich begrüsse noch einen Bekannten und setze mich dann auch mal hin. Der Bara ist ein Platz von zirka 80 Metern Durchmesser. In der Mitte steht ein mächtiger, alter Baum mit weit ausladenden Ästen. Er hat fast keine Blätter mehr. Hinter den Sitzgelegenheiten die den Platz umringen hat es einzelne Häuser, Zäune oder die abgehenden Strassen, die durch das Dorf führen. Rechts von mir, zur Marktstrasse hin, ist der Brunnen mit der Handpumpe, links von mir ein kleines Café, wo man ganz süssen 'Espresso' erhält. Vis-à-vis, gleich vor einem Marktstand, haben schon viele Mädchen und Frauen Platz genommen. Man hört den Kodo-Rhythmus nun lauter. Es sind alles Knaben und jugendliche Männer, die nun auf ihren Holzinstrumenten spielend vom Fluss her an den Dorfplatz kommen. Es scheint, als hätten sämtliche männlichen Jugendlichen des Dorfes diese Aufgabe wahrgenommen. Ohne Unterlass wird die Konden-Melodie geklopft, während die weit über hundert Knaben links von den Mädchen und Frauen Stellung beziehen. Auffallend ist, dass alle Kodo-Spieler stehen, und alle Frauen sitzen. Eine Dundunba (tiefe Basstrommel) wird herangetragen und vor der Strasse die zum Fluss führt aufgestellt. Dort werden also die Musiker sein. Es vergeht noch eine Weile geschäftigen Treibens, derweil der Platz von einer immer grösseren Menschenmenge umringt wird.
Plötzlich
geht ein lautes Raunen durch die Menge und vom Fluss her stürmen junge Männer
über den Platz. Sie rennen mit langen Ruten in den Händen an mir vorbei
zum Brunnen. Auch das scheint eine bestimmte Altersgruppe von den Männern
des Dorfes zu sein. Sie stellen sich vor dem Brunnen und der Marktstrasse
auf. Nachdem bündelweise Holzruten vom Fluss herangeschafft wurden, finden
sich auch die Musiker ein und machen die letzte Lücke, in der dichten Menschenmenge
welche den Platz nun umringt, dicht. Es befindet sich ein Instrumentarium
von drei Basstrommeln (Dundunba, Sangban, Kenkeni, alle mit Glocken) und
zwei Djembes am linken Ende des Platzes. Nun stimmen die Kodo-Spieler ein
Lied für den Konden an, spielen aber gleichzeitig ihren Rhythmus weiter.
Direkt hinter der Trommlergruppe hat sich eine bunte Frauengruppe versammelt,
die laut mitsingt und tanzt. Es sind die Griots von Sangbarala, die Sängerinnen,
respektive Geschichtenerzählerinnen. Sie sind alle mit edlen, schönen Stoffen
bekleidet und haben aufwändige, geflochtene Haartrachten. Der Imam des Dorfes
gesellt sich mit seiner Tama (Talking Drum: Sanduhrförmige Trommel mit Fellbespannung
auf beiden Seiten, die durch drücken der Seilspannung verstimmt werden kann)
auch zu den Musikern.
Mittlerweile ist 14 Uhr vorbei und es läuft schon einiges. Ein paar Rutenträger kommen bei mir vorbei und weisen mich freundlich darauf hin, dass an diesem Fest keine Taschen und Rucksäcke erlaubt sind. Es ist also doch wahr, dass dieses Fest des Konden heilig ist. Die Tradition des Dorfes verbietet das Filmen und Fotografieren, sowie auch das Aufnehmen von Musik an diesem Anlass. Ich trage also mein Daypack zum Brunnen, wo ich es jemandem abgebe, der es in Namorys Haus einschliessen soll. Billy Nankouma meint, mein Gepäck würde dort sicher verwahrt. Ich vertraue dem Afrikaner der meinen Rucksack in den Händen hält, denn hier sind wir ja auf dem Land, und ausserdem gern gesehene Gäste.
Nachdem
ich wieder auf meinem Stuhl Platz genommen habe, vergehen noch ein paar
Minuten, in denen die Rutenträger den Platz vom gröbsten Unrat säubern.
Sie weisen auch das dicht gedrängte Publikum immer wieder in seine Schranken.
Ich glaube, das ganze Dorf ist nun anwesend – so voll habe ich den Bara
noch nie gesehen! Ein paar junge Kodo-Spieler haben sich rund um den Dorfplatz-Baum
aufgestellt. Einige tragen ein Tuch um ihre Schultern, andere nicht. Unentwegt
klopfen sie den Konden-Rhythmus auf ihren Hölzern. Das Lied schwillt an,
als die Musiker ihr Spiel aufnehmen. Der Platz ist nun frei für die Maskentänzer.
Alle Rutenträger haben sich wieder bei der Marktstrasse am Brunnen zu meiner
rechten Seite besammelt. Die Musik, die Kodo-Begleitung und der Gesang intensiviert
sich mit den Echauffements des Solisten und beruhigt sich wieder bei den
Soloimprovisationen. Die ganze Szene unterliegt einer erwartungsvollen Spannung,
während die Geräuschkulisse auf und nieder schwappt. Es ist, als würde der
Maskentänzer gerufen, ja angelockt. Von den vielen Eindrücken und der Spannung
ganz beduselt, weiss ich kaum noch wo ich meinen Blick ruhen lassen soll.
Ehe ich mich versehe, steht plötzlich der Balanin vor den Rutenträgern.
Der Tänzer trägt einen sackartigen, braunen Overall, mit einer Maske, die
aussieht wie ein geschmückter Jutesack, über dem Kopf. Er trägt Gartenhandschuhe
und Plastikschuhe. In beiden Händen befindet sich je eine Rute, deren dünne
Enden er ab und zu in kreisenden Bewegungen hin und her geisseln lässt.
Erst wippt er mit dem Knie im Takt etwas mit, um dann unversehens in grossen
Schritten im Gegenuhrzeigersinn um den Platz zu stürmen. Dies findet exakt
im Takt eines Djembesolos statt. Der Balanin wird mittels einer Blocage
dicht vor dem Solisten gestoppt. Daraufhin folgt ein Echauffement, bei dem
sich der Balanin um seine eigene Achse tanzt. Mir fällt auf, dass er um
seinen Oberkörper einen Federkranz trägt, der sich bei seinen Sprüngen wie
ein Flügel auf und ab bewegt.
Nun bewegt er sich wieder hin zu den Rutenträgern und lässt sich neue Ruten
geben. Irgendwie scheint er mit den Hölzern nicht zufrieden zu sein, lässt
er doch einige zu Boden fallen, ehe er sich für ein Paar entscheidet. Darauf
hin zieht er dem Überbringer der Ruten auch noch eins über! Dieser verzieht
keine Miene und die am Boden liegenden Ruten wieder auf, während der Balanin
sich umkehrt und wieder den Musikern zuwendet. Als der Solist wiederum zum
Echauffement ansetzt, tanzt der Balanin wieder stürmisch auf ihn zu, um
brüsk davor zu stoppen. Doch gleich geht’s weiter: Wie wild dreht und hüpft
er vor den Musikanten. Er tut dies so lange, bis er eine Feder von seinem
Kleid verliert. Nun darf als Mutprobe ein Junge aus der Kodo-Spieler Schar
vor dem Balanin versuch diese Feder vom Boden aufzuheben. Dieser verteidigt
sie jedoch mit erhobenen Peitschen. Es kommt nicht soweit, dass die Feder
erreicht wird, so dass der Junge mit einem Hieb der Rute wieder in seine
Gruppe verabschiedet wird. Andere Jungs versuchen das Spiel auch noch, das
wirklich eine Mutprobe zu sein scheint. Die einen wollen freiwillig, die
anderen werden ausgewählt und müssen dann möglichst ohne Scheu oder Angst
vor dem Balanin stehen und dessen Drohungen oder Schläge ertragen.
Nach diesem Federspiel marschiert und tanzt der Balanin nochmals rund um den Platz, wobei er ab und zu jemandem aus dem Publikum mit seinen Ruten einen Hieb versetzt. Auch die einzelnen Kodo-Spieler rund um den Baum erhalten seine Aufmerksamkeit. Als er einmal einen Jungen schlägt, der mit einem kurzärmeligen Fussballtrikot bekleidet ist, kommt eine Frau – wahrscheinlich seine Mutter – angerannt, und legt ihm ein grosses Stück Stoff als Umhang um seine Schultern. Eine andere Frau tut es ihr gleich bei einem anderen Kind. Diese zwei Frauen bleiben nun beim Baum in der Platzmitte. Ein Eimer Wasser wird auch dorthin geschafft. Wenn der Balanin gerade beschäftigt ist, rennen Kinder zum Baum, um dort einen Schluck Wasser zu ergattern. Allem Anschein nach stellt der Balanin eine böse Figur dar, die jederzeit jemanden züchtigen oder erschrecken kann. Im Verlaufe des Fests holt er sich sogar zweimal einen kleinen Jungen und trägt ihn am Arm vor die Musiker. Dort stellt er das Kind ab und umtanzt es wild, bis eine der beiden Frauen den Kleinen abholt und zum Baum bringt. Die Frau selbst tanzt auch manchmal vor den Musikern, aber niemals wenn der Balanin am tanzen ist.
Als
der Balanin fürs erste mal genug Unruhe gestiftet hat, verlässt er den Tanzplatz
bei den Rutenjungen auf der rechten Seite. Der Rhythmus geht unentwegt weiter,
das Lied wechselt und schwillt an. Es ist Zeit für den Konden! Nach ein
paar erwartungsvollen Minuten kommt dieser an der selben Stelle zum Vorschein,
wo der Balanin den Platz verlassen hat. Auch dieser Tänzer ist vollständig
verkleidet. Über dem Overall, dessen Hosenbeine in die Socken gestopft sind,
trägt er einen mantelartigen Umhang aus Bastfasern. Sogar die Kapuze ist
aus Bast. Vor dem Gesicht trägt er die grosse Konden Maske, die er ständig
mit einer Hand halten muss. Die Maske ist aus Holz geschnitzt und erinnert
mit ihren in die Höhe ragenden Stäben an einen überdimensionierten Haarkamm.
Sie ist mit silbernem Blech und Draht reich verziert.
Diese Maske hat vier Augen und trägt an der Seite sogar Ohrringe. Wie ein
ungeduldiges Pferd stampft der Konden mit den baren Socken im Sand. Als
das Echauffement ertönt, rennt er in dessen Takt geradewegs auf die Musiker
zu. Gerade rechtzeitig schliesst der Djembesolist das Echauffement ab und
der Konden stoppt vor ihm. Wie wild tanzen und singen die Griots jetzt,
die sich hinter der Musikergruppe befinden. Das Echauffement geht weiter
und der Konden tanzt heftig, sich drehend. Als dieser Teil beendet wird,
rennt ein grosser Teil der klopfenden Kodo-Spieler wie eine anbrandende
Welle zu ihm heran, und bejubeln ihn mit erhobenen Händen. Sogleich ziehen
sie sich dann wieder auf ihre Plätze zurück und steigen wieder in den Rhythmus
ein. Dieses Spiel mit dem Echauffement tanzenden Konden wiederholt sich
an verschiedenen Orten des Tanzplatzes. Immer wieder wird er frenetisch
bejubelt und besungen. Die Stimmung kocht und die Luft am Bara ist staubig
vom vielen herumrennen der Maske. Da verschwindet der Konden bei den Ruten-Jungs
vom Platz und der Balanin kommt wieder. Von nun an wiederholt sich der tanzenden
Masken, wobei der Balanin weiterhin fleissig Leute peitscht und Kinder erschreckt
und der Konden Staub aufwirbelt und bejubelt wird. Die Lieder wechseln zum
Teil, brausen auf und verebben wieder. Die Kodo-Spieler machen ihr Spiel
ununterbrochen weiter und die Musiker wechseln zwischen Balanin- und Konden-Rhythmus.
Einmal bringt der Balanin mit seinen Drohgebärden fast die gesamte Kodo-Fraktion
zu Boden. Das Gedränge dort ist so dicht und nach hinten von einem Haus
und einem Zaun begrenzt, das alle umfallen, weil sie von den vordersten
umgestossen werden, die vom Balanin zurückweichen wollen. Dieser Balanin
scheint wirklich böse, ja sogar jähzornig zu sein.
Beim dritten Zyklus macht er das Erschreck-Spiel gerade mir gegenüber auf der anderen Seite des Platzes. Dort wo die Grenze zwischen den Kodo spielenden Jungs und den sitzenden Frauen ist. Es entsteht eine Lücke in der dichten Menschenmenge, weil die Leute fluchtartig vor dem Balanin Platz machen. Die stehen gelassenen und zum Teil umgeworfenen Sitzmöbel werden von den Männern mit den Ruten weggeräumt und die Lücke bleibt offen. Nach einer letzten Runde Tanz um den Bara, entschwindet der Balanin durch diese Lücke ins Dorf. Darauf hin kommen des Kondens letzte Runden. Das Fest braust ein letztes Mal auf, der Tänzer gibt alles was er an Energie hat, und verlässt zuletzt den Platz durch dieselbe Lücke in der Menschenmenge, wie es der Balanin vor ihm getan hat. Nachdem er weg ist, schliesst sich die Lücke und alle Musiker und Sängerinnen beenden ihr Spiel. Binnen Minuten ist die Ordnung am Tanzplatz aufgelöst und es herrscht, abgesehen von der grösseren Anzahl Personen die zugegen sind, wieder normales Dorfplatztreiben. Überwältigt von den vielen Eindrücken diskutiere ich diese mit ein paar amerikanischen Touristen die ich kenne und die dem Fest auch beigewohnt haben. Aus sie fanden es toll und haben zum ersten Mal ein so traditionelles Konden-Fest gesehen.